Tipps rund um den Umzug

Gute Sitten und Gebräuche zum Einzug – von Nord bis Süd, im Westen und Osten Deutschlands

11. April 2018

Brot und Salz – das ist der Klassiker. Er wird gerne zur Einweihungsfeier oder zum ersten Besuch bei Freunden in der neuen Wohnung geschenkt wird. Schon die Alten Römer, bei denen Salz so wertvoll wie rar war, verbanden damit gute Wünsche. Der Brotlaib wiederum steht dafür, dass die Neubewohner niemals hungern sollen. Damit auch das Geld niemals ausgeht, backen manche Gäste gleich ein Brot und stecken oben eine glänzende Münze hinein. Beliebt ist natürlich auch ein Schweinchen: Es fungiert als allgemeiner Glücksbringer – nicht nur zum Umzug. Häufig wird es gleich als mit Euros gefülltes Sparschwein überbracht. Denn Geld können die gerade Umgezogenen sicher brauchen.

Gibt es weitere regionale Besonderheiten beim Umzug?

Der Haussegen – möge Gott dieses Zuhause beschützen, und möge der Haussegen niemals schief hängen

Die Segnung von Häusern war und ist auch in protestantischen Gegenden verbreitet – aber sie ist besonders in Regionen bekannt, in denen überwiegend Katholiken wohnen. Wie zum Beispiel im Rheinland, in Westfalen oder in München  und Oberbayern.

Ein Geistlicher oder ein bibelfester Laie, der vielleicht in seiner Jugend als Sternsinger „um die Häuser“ zog, kann ein neues Heim tatsächlich segnen. Zu dieser Segnung gehört in der Regel das Vaterunser und die christliche Bitte, Haus und Bewohner vor Ungemach zu beschützen. Der Segnungsspruch wurde früher an der Vorderfront des Hauses angebracht – häufig ist dies bei historischen Fachwerkhäusern zu sehen. Diese Christentradition sollte jedoch nur gelebt werden, wenn die Bewohner ebenfalls religiös orientiert und natürlich auch einverstanden sind. In jedem Fall ist auf einen würdigen Rahmen zu achten, damit sich niemand „veralbert“ oder in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt.

Mit einem Augenzwinkern kann etwas Ähnliches wie ein Haussegen jedoch auch in moderner, eher weltlicher Art „verliehen“ beziehungsweise geschenkt werden: zum Beispiel in Form einer Schiefertafel, in denen die Namen der Bewohner bereits aufgedruckt oder eingraviert sind. Darunter kann dann mit Kreide ein individueller, variierender „Segensspruch“ oder etwas Launiges geschrieben werden. Diese Schiefertafeln werden oft an einer Kordel an einem Haken aufgehängt – was oft schon beim Aufhängen zum Schmunzeln führt: Denn der Haussegen soll ja keinesfalls schief hängen… Wenn Sie die Neubewohner dabei unterstützen möchten, dass das Miteinander im neuen Heim niemals „aus der Waagerechten“ gerät: Dann können Sie eine Haussegen-Wasserwaage schenken (in Online-Geschenkeshops erhältlich).

Klimpernde, klingende Münzen im neuen Zuhause

Ein Brauch, der nicht nur bei Hanseatischen Kaufleuten, die traditionell gerne mit Geld hantieren, gesehen wurde: Statt die Münzen zu überreichen, werden sie vor dem ersten Betreten der Wohnung in den Flur geworfen.

Hinzu kommt ein launiger Spruch. Auf dass den frisch gebackenen Wohnungsmietern oder -eigentümern niemals der Zaster ausgehen werde!

Brot und Salz in regionalen Varianten

Deutschland ist das Land mit der größten Brotvielfalt. Da ist es doch Ehrensache, dass eine regionale Spezialität zum Einzug geschenkt wird: Wenn Sie auf eine Einweihungsfeier in Berlin gehen, kann dies eine ganz normale Schrippe sein; in Sachsen vielleicht ein leckeres Butterbrot, eine Bemme. In Bayern wird es sicher eine Brezn sein; in Freiburg oder Karlsruhe vielleicht eine Schwarzwälder Kirschtorte. Die lassen wir hier mal als Brot beziehungsweise Gebäck durchgehen… Nicht nur in der Hallertau beim bayerischen Ingolstadt, wo der Großteil des deutschen Hopfens angebaut wird, werden viele auch „flüssiges Brot“ (sprich einige Bierspezialitäten) verschenken.

Wichtig ist, dass der lokale Bezug eindeutig ist. Das heißt, wenn der Bäcker nebenan ein kräftiges Roggenvollkorn, Dinkel- oder Haferbrot „X-Städter Bauernbrot“ nennt oder es eine historisch entstandene Spezialität gibt, von der kaum jemand weiß, ist das sicher interessant. Aber den Eingezogenen oder anderen Gästen mehrfach zu erklären, warum dieses Brot total regional ist… Das macht dann doch zu viel Mühe oder kann ein wenig „altklug“ daherkommen.

Es müssen auch nicht immer deutsche Brotspezialitäten sein: Falls die Beschenkten nach Saarbrücken umgesiedelt sind, sind sie ja schon fast in Frankreich… Dann passen natürlich ein Baguette, dekoriert mit Meersalz von den Salzfeldern der Bretagne oder Vendée, perfekt. Wer wiederum Neubürger von Berlin-Neukölln, Duisburg-Marxloh oder anderen Stadtteilen mit vielen türkischstämmigen Nachbarn besucht, kann natürlich augenzwinkernd ein leckeres Fladenbrot (vielleicht gleich mit herzhafter Dönerfüllung) schenken…

 

 

Sind Freunde oder Verwandte nach Hamburg gezogen? Oder kommen Sie aus dem Norden? Dann bietet sich das Hamburger Franzbrötchen an. Mit viel Zimt und Zucker ist dieses süße Teilchen natürlich ein interessanter Kontrast zum Salz… Das wird ja meist kunstvoll verpackt.

Schauen Sie auch vorher nach, ob der Wohnort Ihrer Freunde möglicherweise eine spezielle Salztradition hat

So wurde das „weiße Gold“ zum Beispiel jahrhundertelang in Lüneburg abgebaut. Es verhalf der historischen Salzstadt zu großer Blüte. Noch heute sind in der prachtvollen Altstadt Fachwerkhäuser zu bestaunen. Einige stehen, anders als der hängende Haussegen, wegen der zahlreichen Salzstollen darunter etwas „schief“… In Bad Reichenhall und Berchtesgaden ist die Salzgewinnung sogar noch heute in Schwung – Sie können zum Beispiel einen Gutschein verschenken, um gemeinsam mit den Zugezogenen per Rutsche und Grubenbahn ins Besucher-Salzbergwerk einzufahren…

 

In diesem Sinne – Glück auf und immer einen gerade hängenden Haussegen für die eingezogenen Mitbürger!

 



Quelle der Fotos ist: © panthermedia.net / Anna Puhan (1) © panthermedia.net / ashumskiy (2)

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